Aufwachsen findet unvermeidbar und ‚not-wendig’ als Individuation bzw. Differenzierung mit und gegen Erwachsene statt.
Erziehung und Pädagogik sind das permanente, flexible Wechselspiel zwischen zwei Seiten mit je unterschiedlichen Regeln und ‚Fallen’: Zum einen machen
Pädagogen Lern- und Beratungsangebote, zum anderen haben sie häufig auch die Funktion, ihre Klientel zu bewerten, auszuwählen oder zu kontrollieren.
Lern- und Beratungsangebote sind den Begleiteten manchmal egal. Im Kontrollkontext fehlen dem Begleiter bzw. seiner Einrichtung häufig die Mittel oder die
Unterstützung ‚von oben’. In beiden Fa(e)llen ist der Begleiter dann zunächst erst einmal hilflos. „(.pdf‚ zwei Kontexte der Pädagogik’)“
Bis in die sechziger Jahre überwog das Kontrollmodell, ab den Siebzigern das lockere Modell reinen Angebots. Zur Pädagogik gehören beide Seiten, sie müssen
stets miteinander verbunden werden.
Zentrales, verbindendes Medium hierzu sind personale Kontinuität und vor allem pädagogische Präsenz als Ausdruck einer Persönlichkeit, die den anderen wahr-
und ernst nimmt, auch im Setzen von angemessenen Grenzen. Letztere können dem jungen Menschen Orientierung bieten.
Aktive Grenzsetzungen, die sich nicht nur auf Regelsysteme, sondern vor allem auch auf die persönlichen Grenzen des Begleiters beziehen, lassen letzteren als
Mensch (und nicht nur als Funktion) erfahrbar werden. Dies intensiviert die professionelle Beziehungsgestaltung und den Kontakt mit dem Begleiteten.
Gerade für den Übergang vom Auswahl- und Kontrollkontext zum Angebotskontext braucht es eine professionelle persönliche und glaubwürdige
Beziehungsgestaltung.
Autorität, Kompetenz und Respekt werden den Begleitern heutzutage vor allem durch die Begleiteten zugeschrieben. (Sie sind nicht mehr automatisch an das Amt
bzw. die Funktion gebunden.) Auch deshalb ist die professionelle pädagogische Beziehungsgestaltung das A und O postmoderner Pädagogik.
Damit wird eine gekonnte, stimmige und professionelle Verbindung von persönlichem Engagement und gesunder Distanzierung im Beruf wichtiger als je zuvor.
Pädagogische Beziehungsgestaltung erfordert hohes Bewusstsein für eigene Positionierungen und die Qualität eigener Kooperationsangebote.
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